15. März 2024
Jahr des Kämpfens – Wego Kick off 2024
“Jahr des Kämpfens”
Wego-Vti Mehr als 100 Führungskräfte aus der Zentrale, den Regionen
und Niederlassungen trafen sich in Bonn zum Wego-Vti Kickoff
2024. Analytische Blicke nach innen, konsequente Ausrichtung auf
Märkte und Kunden sowie konkrete Strategien und Initiativen für
nachhaltiges Wachstum standen im Mittelpunkt des zweitägigen
Programms.
Die Auftaktrede von Alfons Horn, Vorsitzender
der Geschäftsführung, war der
Mitteilung zufolge geprägt von der übergeordneten
Zielsetzung, die bis 2020 verloren
gegangenen Marktanteile weiter zurückzuholen.
Man befinde sich hier auf dem richtigen
Weg, wie Horn in seinem Rückblick aufzeigte.
Analog zu den chinesischen Jahrestiteln
sprach er für 2021 vom „Jahr des Fixens“
– was im Wesentlichen die Stabilisierung
und Analyse der Unternehmenssituation betraf.
2022 wurde zum „Jahr des Heilens“ –
mit konsequenter Ausrichtung der Zentrale
in Hanau und der Regionen auf die Kunden.
Das vergangene „Jahr des Beweisens“
diente der Überprüfung und Bewertung des
Kurses mit gezielten Optimierungen, wo
sie notwendig waren. 2024 werde nun zum
„Jahr des Kämpfens“ – im Sinne großer Herausforderungen
der Märkte und des Wettbewerbs
vor dem Hintergrund der kritischen
gesamtwirtschaftlichen und bauwirtschaftlichen
Lage. Horn verband den Rückblick und Ausblick
auch mit Zahlen. Von 474 Millionen Euro
Umsatz in 2021 über 552 Millionen bis 2023
will das Unternehmen am Ende dieses Jahres
den Umsatz erneut steigern und dabei
die ebenfalls positive Ergebnis-Entwicklung
fortsetzen.
„Wir haben uns am Markt sehr gut verteidigt,
in allen Segmenten Anteile hinzugewonnen“,
erklärte Horn. Herausragend sei
die Entwicklung im Bodenbereich, hier würden
die Zahlen „eine klare nationale Marktführerschaft“
belegen, im Bereich Trockenbau
„zweistellig in einem aktuell heiß umkämpften
Markt“. Damit 2024 der Wachstumskurs
gehalten werden kann, sei tatsächlich
ein „Kampf“ notwendig, nicht nur
gegen die schwierigen Rahmenbedingungen,
sondern auch „gegen den eigenen
Schweinehund – gefüttert vom allseits anzutreffenden
Branchenpessimismus“. Horn:
„Ich bin zuversichtlich, dass dieses Jahr
unterm Strich besser wird, als viele prognostizieren. Spätestens 2025 erwarten wir wieder
eine stabilere Baukonjunktur, was sich
im Jahr darauf verstetigen wird. In 2024
müssen wir uns vorbereiten und uns gegen
alle Widerstände so aufstellen, dass wir im
dann einsetzenden Bauaufschwung mit voller
Leistung für unsere Kunden und deren
Baustellen da sein werden.“
Vier-Säulen-Strategie
Gemeinsam mit der britischen Muttergesellschaft
SIG wurde laut Mitteilung die aus vier
Handlungssträngen bestehende „GEMS“-
Strategie aufgesetzt, welche die Leitplanken
für den Wachstumskurs bilde: G(Grow) –
E(Execute) – M(Modernise) – S(Specialise).
Horn ordnete die Aktivitäten der jüngsten
Vergangenheit den vier Strategiefeldern zu
und gab zugleich einen Ausblick, was 2024
dort jeweils geplant ist. Elemente des Wachsens
werden die weitere Verstärkung des
Vertriebs sein, die Verzahnung von Kundenkommunikations-
und Marketingmaßnahmen,
der Ausbau der Technischen Isolierung
(Vti) und die Intensivierung des erfolgreich
gestarteten Project Pricings, heißt es. Modernisieren
werde man konsequent in Richtung
Digitalisierung, vom neuen digitalen
Vertriebsassistenten bis zum baldigen Einsatz
Künstlicher Intelligenz. Für die vierte
Strategiesäule Spezialisieren stehen unter
anderem der Ausbau der Eigenmarken, Innovationen
bei den klassischen Boden- und
Estrichsystemen, im neuen Produktbereich
Bodenklimatisierung sowie im Brandschutz.
Gavin Slark, CEO von SIG, betonte in seinem
Grußwort die Bedeutung der deutschen Gesellschaft
für die ganze Gruppe. „Deutschland
liegt klar im Fokus der Zukunftsplanungen
von SIG, insbesondere bei Spielräumen
für Investitionen“, erklärte Slark.
Umfangreiches Investitionsprogramm
„Die Basis dafür ist solide“, berichtete Michael
Abersfelder, „wir sind finanziell gut
aufgestellt und haben unsere Cash-Situation
deutlich verbessert.“ Der Finanzgeschäftsführer
richtete den Blick des Auditoriums
aber auch auf kritische Punkte und noch zu
lösende Aufgaben: „Die Zahlungsmoral der
Kunden lässt nach, die schwierigere Situation
kommt auch beim Fachunternehmer
an.“ Es gelte darüber hinaus, die durch
Strukturveränderungen bei den Standorten
und beim Personal auftretenden Herausforderungen zu bewältigen: „28 neue Mitarbeitende,
60 Auszubildende im letzten
und in diesem Jahr, fünf neue Standorte, 47
neue LKW sowie der Ausbau der Digitalprozesse
und Marketingaktivitäten sprechen
eine klare Sprache für das Vertrauen in
Wachstum und eine stabile Zukunft. Diese
Investitionen gilt es zu integrieren.“
In zahlreichen Kurzvorträgen skizzierten die
verschiedenen Abteilungen laut Mitteilung
ihren Beitrag zum Wachstumskurs in der
jüngeren Vergangenheit verbunden mit dem
Blick auf die aktuell geplanten Aktivitäten
und Maßnahmen.
• Project Pricing sei zum Erfolgsprojekt geworden.
Die Zahl der kalkulierten Projekte
sei in einem Jahr fast verdreifacht,
die Quote der „gewonnenen“ Bauvorhaben
deutlich gesteigert worden.
Der Vertrieb nutzt dieses Tool den Angaben
zufolge zu einer „informierten
Entscheidungsfindung“.
• „Marketing wird an den Standorten sichtbar“,
so die Bilanz seit dem letzten Kickoff
mit der Einführung des neuen Corporate
Designs. Hier sei eine hohe Durchgängigkeit
erreicht worden.
• Wego-Vti Eigenmarken stehen 2024 im
Zeichen verschiedener Innovationen. Generell
liege der Fokus für die nähere Zukunft
auf dem konsequenten Ausbau des
Eigenmarkenanteils.
• Für Mitte des Jahres ist der Start des neuen
Online-Shops geplant, dem Go-live vorgeschaltet
ist eine Pilotphase mit 35 Kunden
an 25 Standorten, um Nutzerfreundlichkeit
und technische Leistungsfähigkeit
zu überprüfen, Kinderkrankheiten zu identifizieren
und die Funktionalität auf Marktreife
zu bringen. Das Online Business werde
parallel und „seamless-nahtlos“ zum
stationären Handel eingesetzt – und dem
Kunden laut dem Unternehmen künftig
ein übergangsloses Einkaufserlebnis mit
digitalem Assistent und seinem bewährten
Standort und Ansprechpartner über alle
Kanäle ermöglicht.
• Die Neueröffnungen in Ettlingen, Olching
oder Regensburg seien nur ein Merkmal
des Wachstumskurses bei der Technischen
Isolierung (Vti). Hohe Investitionen in die
Standorte und deren Ausstattung, neue
Vertriebsteams und konsequente Unterstützung
durch die Zentrale seien weitere
wichtige Features dieser Entwicklung.
Initiativen im Category Management
Weitere Eckpunkte der Veranstaltung bildeten
die Rück- und Ausblicke des Category
Managements. Bei Bodensystemen stehe
unter anderem der Einstieg in EPS-Recycling
und Eigenabsackung auf dem Programm,
hier laufen in Dresden und Abstatt die ersten
Zertifizierungsprozesse. 2023 wurden
drei neue Thermoblower-Fahrzeuge in Betrieb
genommen, die der Markt normbedingt
zunehmend fordere, heißt es. 2024
werde es neue Private Label Produkte geben
und das Angebot Profiwerkzeug für Estrichleger
ausgebaut.
Beim Brandschutz steht laut dem Hanauer
Unternehmen eine Optimierung der Warenverfügbarkeit
ganz oben auf der Agenda.
Wichtigstes Instrument hierfür sei das spezialisierte
Zentrallager in Viernheim. Auslieferungen
innerhalb 24 bis 48 Stunden seien
das Erfolgsrezept für höchste Kundenakzeptanz,
dazu komme ein umfangreiches Schulungsprogramm
für Kunden und Mitarbeitende.
Live-Brandversuche mit und bei Kunden
sollen für das Thema Brandschutz und
das Produktprogramm sensibilisieren und
dieses Schnittstellen-Gewerk zum Trockenbau
bei Wego deutlich ausbauen.
Sehr gute Perspektiven eröffnen sich dem
Unternehmen zufolge für die Fußbodenklimatisierungssysteme.
Geplant sei hier ein
deutlicher Ausbau des Zubehörsortimentes,
der Schulungen für Innen- und Außendienst
und des Eigenmarke-Sortiments.
„Herausfordernde Verschnaufpause“
Eine Podiumsdiskussion über die aktuelle
und künftige Marktsituation bildete den Abschluss
der Veranstaltung. Gäste von Alfons
Horn waren Cordula Gudduschat (Vorsitzende
des Vorstandes der Saint Gobain Isover
und Vorsitzende der Geschäftsführung
der Saint Gobain Rigips), Bart Janssen (Vice
President Engineered Foams, Armacell) und
Klaus-Peter Neffgen (Geschäftsführer
Apleona R&M Ausbau). Bei der Einschätzung
der Entwicklung 2024 war sich die
Runde einig, dass es kein Katastrophenjahr
geben werde. Man rechnet im besten Fall
mit Stabilität und betrachtet das Jahr als
„herausfordernde Verschnaufpause“, wie
Gudduschat formulierte. Ihr Appell: „Wenn
wir zusammen besser sind, kann uns das am
Markt nur helfen. Wir brauchen den Handel
mehr als je zuvor, wenn es mit der Renovierung wieder losgeht.“ Neffgen rechnet
spätestens 2025 mit einer Welle von Projekten,
die bislang nicht gestartet wurden, vor
allem im Bereich öffentlicher Auftraggeber.
Optimismus überwiegt auch bei Janssen:
„Es gibt keinen Grund zu sagen, dass es
schlimmer wird. Ab 2025 bietet der Markt
wieder neue Chancen. Breit aufgestellt zu
sein und Nachhaltigkeit im Fokus zu haben
sind Erfolgsfaktoren. Energieeffizienz und
Akustik bleiben im Ausbau wichtige Themen.“
Horn lenkte die Diskussion auf das
Thema Fachkräftemangel und skizzierte die
vielfältigen Aktivitäten bei Wego-Vti, diesem
Branchenproblem vor allem mit professionell
ausgebildeten Azubis entgegenzuwirken.
„Unser Fokus liegt darauf, die guten
Leute ans Unternehmen zu binden“, erklärte
Janssen, „dafür braucht es viel Flexibilität
bei der Arbeitsplatzgestaltung mit mobilem
Arbeiten.“ Von größeren Anstrengungen bei
der Personalgewinnung für hochspezialisierte
technische Berufe berichtete Gudduschat.
Sie wies auch auf den nach wie vor niedrigen
Frauenanteil in der Branche hin – ein
bisher nicht genutzter Talente-Pool. Für das
Handwerk sah Neffgen unter anderem ein
Problem darin, dass ein größerer Teil der
jüngeren Generation körperliche Arbeit für
entbehrlich halte. Neffgen räumte aber auch
ein: „Handwerk muss deutlich sichtbarer
werden und seine Vorteile viel intensiver
kommunizieren, wenn wir den Nachwuchsmangel
überwinden wollen.“
Abschließend betonten laut Mitteilung alle
Teilnehmenden die grundlegenden Gemeinsamkeiten
bei der Marktbearbeitung. Janssen:
„Wir brauchen den Fachhandel für den
Zugang zu den Märkten. Deshalb forcieren
wir den schon bestehenden engen Austausch.“
Gudduschat wünscht sich einen
Ausbau des Nachhaltigkeitsthemas zwischen
den Partnern, hier sei man am Feedback
des Handels beziehungsweise Marktes
insgesamt sehr interessiert, um die eigenen
Aktivitäten darauf abzustimmen. Horn
griff das auf und forderte: „Nachhaltigkeit
muss ein Wettbewerbsvorteil werden. Wir
selbst sind aufgerufen, hier innovativ zu
sein, etwa beim Thema Gipsrecycling.“ Für
Neffgen ist die hohe Beratungsqualität des
Fachhandels bei den Fachunternehmern unverzichtbar.
Dieses Niveau zu halten und
auszubauen sei ein zentraler Wunsch seines
Unternehmens an die Partner.
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